DIE LETZTE ETAPPE

BlackRock Sep 30, 2021

Globaler Anlageausblick Q4

Am Beginn des Schlussquartals 2021 müssen Anleger mit einer ungewöhnlich großen Bandbreite möglicher wirtschaftlicher Entwicklungen nach dem Neustart zurechtkommen. Ihren Ausdruck findet dies in einem häufigen Führungswechsel an den Aktienmärkten und zuletzt wieder stark gestiegenen Renditen.

DREI ZENTRALE ANLAGETHEMEN

Wir halten an unseren drei zentralen Anlagethemen fest – und einer allgemeinen Präferenz für Aktien zulasten von Anleihen vor dem Hintergrund unserer aktualisierten langfristigen Renditeannahmen. Ein differenzierterer Ansatz könnte unseres Erachtens helfen, diese Themen besser umzusetzen und das Risiko in Portfolios breiter zu streuen.

1. DIE NEUEN NOMINALZINSEN

Der fulminante Neustart der Wirtschaft hat an Breite gewonnen, und Europa sowie andere große Volkswirtschaften haben zu den USA aufgeschlossen. Mittelfristig erwarten wir ein höheres Inflationsniveau, rechnen in den USA aber nicht vor 2023 mit einer Zinsnormalisierung, die in Europa noch länger auf sich warten lassen dürfte. Europäische Aktien bevorzugen wir daher noch stärker als bisher.

Bei unserem Thema Die neue nominale Zinswelt gehen wir von langsameren Zinserhöhungen als früher bei ähnlichen Wachstums- und Inflationsniveaus aus. Das stützt unseres Erachtens Aktien und andere Risikoanlagen. Deren Spielraum für einen weiteren Anstieg wird jedoch kleiner.

Die USA haben den Staffelstab beim Wirtschaftsneustart an Europa und andere Industrieländer weitergereicht, was nicht zuletzt mit steigenden Impfquoten zu tun hat. Auch das hat den Weg freigemacht für deutlich gestiegene Gewinnrevisionen in Europa nach dem Tiefpunkt im letzten Jahr. Die Gewinnrevisionsquoten, also das Verhältnis von Aufwärts zu Abwärtsrevisionen bei den Gewinnerwartungen, steigen in Europa weiter an. In den USA scheint die Quote dagegen, wenngleich auf hohem Niveau, zu stagnieren.

Die amerikanische Notenbank (Fed) hat ihr Inflationsziel weitgehend erreicht: Die höhere Teuerung der letzten Monate machte das vorherige Unterschreiten wett. Dagegen ist die Europäische Zentralbank (EZB) noch ein gutes Stück von ihrem neuen symmetrischen Inflationsziel von 2% entfernt. In Europa halten wir die Erholung am Arbeitsmarkt für entscheidend, um dauerhaften Schaden für die Wirtschaft abzuwenden. Dies ist der Politik mit ihrer Unterstützung bislang ganz gut gelungen anders als in früheren Rezessionen. Damit dies auch so bleibt, braucht es Umschulungen und Weiterbildungen für Arbeitnehmer, damit diese neue Jobs in einem von
Corona veränderten Arbeitsmarkt finden. Mit ihrem neuen geldpolitischen Rahmen senkt die EZB bisherige Hürden für eine expansivere Geldpolitik. Wir erwarten daher, dass die Zentralbank ihre Wertpapierkäufe ausweitet, wenn das Pandemie-Notfallankaufprogramm im März ausläuft.

Auf mittlere Sicht gehen wir in den USA und Europa von einer Teuerung am oberen Ende der Prognosen aus.
Und wegen der neuen Politik der Zentralbanken und des Angebotsdrucks sind Zinserhöhungen zu einem früheren Zeitpunkt als von uns bisher erwartet wahrscheinlich. Jenseits des Atlantiks dürfte das Tempo der Zinserhöhungen durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bestimmt werden. Hier muss es noch weiter aufwärts gehen sowohl was die Gesamtzahl der Beschäftigten als auch die Erwerbsquote anbelangt.

Unser Fazit: Wir bevorzugen Aktien gegenüber Unternehmensanleihen und ziehen inflationsgeschützte Staatsanleihen ihren nominalen Pendants aus Industrieländern vor. Aus taktischer Sicht bleiben wir bei
europäischen Aktien übergewichtet.

2. CHINA IM RAMPENLICHT

Chinas Führung baut die Rolle des Staates weiter aus und räumt dabei sozialen Zielen Vorrang ein. Aber die Wachstumsabkühlung hat ein Ausmaß erreicht, das Peking nicht länger ignorieren kann. Wir erwarten daher eine allmähliche Lockerung der fiskal- und geldpolitischen Zügel und gehen zu einer leichten Übergewichtung chinesischer Aktien über. Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern stufen wir angesichts des vielfältigen Rückenwinds hoch.

Die USA und China befinden sich auf zahlreichen Ebenen in einem strategischen Wettstreit, der die Herausbildung von zwei Wachstumspolen mit anhaltenden geopolitischen Spannungen zur Folge hat. Als eigenständiger Wachstumspol sind chinesische Anlagen aus unserer Sicht unverzichtbare Grundbausteine für global diversifizierte Portfolios und können eine wichtige Renditequelle darstellen.

Die Schwäche der chinesischen Wirtschaft und des Immobiliensektors ist vor allem auf die restriktiven Maßnahmen zurückzuführen, die auf langfristige Strukturreformen abzielen. Mit ihnen strebt die Regierung auf lange Sicht eine Balance zwischen sozialen und wirtschaftlichen Zielen an, wobei ihr die Qualität des Wachstums nun wichtiger ist als die Quantität. Der kraftvolle Neustart nach Corona verschaffte den Entscheidungsträgern den Spielraum, diese Reformen anzupacken. Aber das Wachstum hat sich merklich abgekühlt: Die neusten Konjunkturindikatoren enttäuschten, und auch von der Kreditseite gehen keine Wachstumsimpulse mehr aus ganz im Gegenteil. Für die Politik schließt sich das Wachstumsfenster zusehends und signalisiert einen lockereren politischen Kurs, der bereits begonnen hat.

Das harte Durchgreifen der Regulierer in bestimmten Branchen birgt auch weiter Risiken. Davon lassen wir uns
jedoch nicht abschrecken und gehen von unserer neutralen taktischen Positionierung zur Jahresmitte zu einer leichten Übergewichtung über. Einer der Gründe ist unsere Erwartung einer baldigen Lockerung über die drei Stellschrauben Geld-, Fiskal und Regulierungspolitik. Denn das Wachstum hat sich so stark abgekühlt, dass Peking reagieren muss. Auch unsere taktische Allokation von Schwellenländeranleihen in Lokalwährung stellen wir auf leicht übergewichtet um. Das Tapering der Fed wird unseres Erachtens in den Schwellenländern keine Turbulenzen auslösen. Neben höheren Realrenditen hat das auch mit den verbesserten Außenbilanzen der Schwellenländer zu tun. Diese beiden leicht höheren Allokationen bedeuten aber keine insgesamt risikobereitere taktische Positionierung. Vielmehr hat sich aus unserer Sicht der Spielraum für weitere Kursgewinne bei Risikoanlagen verringert. Zudem sind Volatilitätsschübe möglich, denn nach der langen Hausse bei Risikoanlagen neigen die Märkte zu Überreaktionen. Auf Sicht der nächsten sechs bis zwölf Monate gehen wir aber nach wie vor davon aus, dass der sich ausweitende Neustart und die neue nominale Zinswelt riskanteren Anlagen Auftrieb geben.

Unser Fazit: Bei unserer taktischen Allokation gewichten wir chinesische Aktien nun über und behalten die
Übergewichtung chinesischer Anleihen bei. Unser Engagement in Schwellenländeranleihen in Lokalwährung verstärken wir angesichts zahlreicher Positivfaktoren.

3. DER WEG ZUR KLIMANEUTRALITÄT

Das Klimarisiko ist auch ein Investmentrisiko. Und das Zeitfenster, innerhalb dessen die Regierungen ihr Netto-Null-Ziel erreichen können, schließt sich zusehends. Anleger dürfen daher keine Zeit verlieren, um ihre Portfolios an den Wandel anzupassen. Die Folgen des Paradigmenwechsels in Richtung Nachhaltigkeit haben die Märkte unseres Erachtens noch nicht vollständig eingepreist.

Klimakatastrophen rund um den Globus in diesem Jahr haben die Debatte über die Auswirkungen des Klimawandels und die Risiken für Portfolios angefacht. Anleger sollten den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft nicht länger als ein Ereignis betrachten, das in ferner Zukunft liegt, denn er geschieht hier und jetzt. Das Klimarisiko ist ein Investmentrisiko, und das Zeitfenster, innerhalb dessen die Regierungen die angestrebte
Klimaneutralität erreichen können, wird immer kleiner. Anleger müssen daher unserer Ansicht nach jetzt handeln und ihre Portfolios an den Wandel anpassen.

Betrachten wir die beiden wesentlichen Klimarisiken für Vermögensanlagen: das physische Klimarisiko (Umweltkatastrophen wie Hurrikans und Waldbrände, die reale Vermögenswerte bedrohen) und das Übergangsrisiko (finanzielle Risiken, die durch den Übergang zu Netto-Null-Emissionen entstehen infolge von
Änderungen in den Bereichen Steuern, Regulierung, Technologie und Geschäftsmodelle). Beschleunigte Maßnahmen zum Erreichen des Netto-Null-Ziels hätten zur Folge, dass die Finanzmärkte die Risiken des Übergangs schneller einpreisen. Lässt sich die Politik weiter Zeit, ist wohl mit einer stetigen Zunahme der physischen Klimarisiken zu rechnen. Unter dem Strich bleibt der Weg zur Klimaneutralität mit hohen Unsicherheiten gepflastert. Aber unabhängig vom eingeschlagenen Weg erwarten wir zunehmende Auswirkungen auf die Portfolios der Anleger. Wir glauben, dass Anleger mit einem Sektoransatz bei der Allokation in Aktien besser von strukturellen Themen profitieren können, die die Pandemie rasant beschleunigt haben, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit. Der Klimawandel und die grüne Wende werden ihre Spuren bei allen
Vermögenswerten hinterlassen, die tiefsten aber wohl auf der Sektorebene und nicht der allgemeinen Marktebene.

Einige Sektoren werden wohl vom grünen Wandel profitieren, etwa weil sie Lösungen anbieten oder weniger unter den Übergangsrisiken leiden. Dazu gehören der Technologie- und der Gesundheitssektor. Andere wie Energie und Versorger dürften auf lange Sicht vor großen Herausforderungen stehen, selbst wenn der kräftige Neustart sie kurzzeitig attraktiver erscheinen lässt. Und Nachhaltigkeit ist unserer Meinung nach keine vorübergehende Blase. Verglichen mit solchen wie der Immobilien- oder der Dotcom-Blase reicht das Ausmaß der aktuellen Neubewertung bei Weitem nicht an das dieser Spekulationsblasen heran. Zudem hat die Entwicklung unseres Erachtens gerade erst begonnen.

Unser Fazit: Wir finden nachhaltige Anlagen attraktiv und sehen klimaresiliente Sektoren wie Tech und Gesundheit gut für den grünen Wandel gerüstet.

 

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