BLACKROCK MARKTAUSBLICK

Von Tuan Huynh, Leiter Kapitalmarktstrategie Deutschland bei BlackRock

28. April 2025

Ausblick aus Zelt in den Bergen

DER HANDELSKONFLIKT UND DIE FOLGEN FÜR AKTIEN UND RENTEN

  • Die 90-tägige Aussetzung der Zölle für die meisten Länder und die Befreiung wichtiger Technologieimporte deuten darauf hin, dass die US-Regierung finanzielle Risiken und Kosten sowie die Bereitschaft eines Landes zum Engagement berücksichtigt.
  • Steigende Renditen langfristiger US-Staatsanleihen scheinen ein Faktor für die veränderte Zolltaktik zu sein.
  • Die politischen Veränderungen in den USA verstärken den bereits laufenden globalen Wandel. Wir verfolgen die Regeln, die die Politik prägen werden, und konzentrieren uns auf renditebringende Themen wie Künstliche Intelligenz (KI).
  • Wir finden vereinzelte Chancen in Europa, beispielsweise im Banken- und Verteidigungsbereich.

Die USA haben ihre länderspezifischen „reziproken“ Zölle auf alle Länder außer China für 90 Tage ausgesetzt und einige wichtige Technologieimporte davon ausgenommen.1 Diese Zölle sollen Verhandlungsspielraum gegenüber Ländern schaffen, mit denen die USA Handelsdefizite aufweisen, und Ungleichgewichte abbauen. Wir gehen davon aus, dass die US-Zölle die Inflation verstärken. Anhaltende Unsicherheit erhöht das Rezessionsrisiko. Sie könnte Unternehmensinvestitionen belasten und längerfristige Verpflichtungen verzögern. Die Konsumausgaben könnten durch Vermögens- und Realeinkommensverluste beeinträchtigt werden. Das geschwächte Vertrauen in die USA könnte das Interesse ausländischer Investoren an US-amerikanischen Vermögenswerten dämpfen.

Wie wird sich die Rolle von US-Staatsanleihen in Portfolios entwickeln? Wir haben schon lange mit strukturell höheren Zinsen gerechnet. Der jüngste ungewöhnliche Anstieg der Renditen von Staatsanleihen im Zuge des Rückgangs von US-Aktien und des Dollars deutet auf den Wunsch nach einer höheren Risikokompensation hin und hat dieses fragile Gleichgewicht deutlich in den Fokus gerückt.

Die USA weisen hohe Haushaltsdefizite und eine hohe Verschuldung auf, von denen etwa 25 % von ausländischen Investoren gehalten werden, wie Daten des US-Finanzministeriums zeigen.2 Spielt hier eine ökonomische Regel eine Rolle? Das Leistungsbilanzdefizit kann nicht ohne einen entsprechenden Rückgang der Auslandsfinanzierung reduziert werden. Durch das Bestreben, das Handelsdefizit schnell zu reduzieren, wird es den USA schwerer fallen, ihre Schulden zu finanzieren, insbesondere wenn unvorhersehbare Zollverhandlungen das Vertrauen ausländischer Investoren beeinträchtigen. Dies deutet auf höhere Anleiherenditen und Schuldendienstkosten hin und stellt die Haushaltsarithmetik auf den Kopf.
Eine weitere Regel? Globale Lieferketten können sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln, lassen sich aber nicht ohne erhebliche Störungen schnell umstellen. Zölle erhöhen nicht nur die Kosten, sondern können auch den Zugang zu wichtigen Rohstoffen einschränken und möglicherweise die Produktion zum Erliegen bringen. Das birgt das Risiko einer Wachstumsverlangsamung oder einer Rezession mit hoher Inflation, genau wie in der Pandemie. Bei dem Versuch, die Handelsdefizite schnell zu reduzieren, stoßen die USA auf diese ökonomischen Regeln. Dies scheint bereits mit dem jüngsten schnellen Ausverkauf der Staatsanleihen und den Zollbefreiungen für Elektronikprodukte geschehen zu sein, um die offensichtlichsten Störungen der Lieferketten zu vermeiden.

DEFIZITE GEZIELT ANGEHEN

Die zehn größten bilateralen Handelsdefizite der USA, 2024

Grafik: Die zehn größten bilateralen Handelsdefizite der USA, 2024

Quelle: BlackRock Investment Institute und U.S. Census Bureau, mit Daten von Haver Analytics, 11. April 2025. Hinweis: Die Grafik zeigt die zehn größten Handelsdefizite – die Differenz zwischen US-Warenimporten und -exporten mit einem Land – im Jahr 2024. Das Handelsdefizit der Europäischen Union (EU) ist die Summe der Handelsdefizite aller EU-Mitglieder.


Die bindende Wirkung dieser Wirtschaftsregeln auf Handelsverhandlungen bedeutet, dass es Zeit braucht, das bestehende System zu überwinden. Kurzfristig bleibt die heutige Finanzordnung der Ausgangspunkt. Wir konzentrieren uns auf Themen, die den globalen Wandel vorantreiben. Wir sehen weiterhin, dass die KI als Mega-Kraft die Renditen antreibt, insbesondere in den USA. Wir finden vereinzelte Chancen in Europa, beispielsweise im Banken- und Verteidigungsbereich. Wir bevorzugen europäische Kredit- und Staatsanleihen gegenüber den USA. Wie der Block auf die veränderte globale Dynamik reagiert und seine strukturellen Herausforderungen bewältigt, wird entscheidend sein.

Wir erwarten jedoch anhaltende Volatilität bei Risikoanlagen und potenziell scharfe Kursrückgänge. Steigende Renditen langfristiger US-Staatsanleihen scheinen ein Faktor für die veränderte Zolltaktik zu sein. Wir bleiben in langfristigen Staatsanleihen untergewichtet, da wir davon überzeugt sind: Zölle dürften die ohnehin schon hartnäckige Inflation weiter verschärfen, und die Haushaltspläne des Kongresses der letzten Woche verstärken die Aussicht auf anhaltende Haushaltsdefizite. Wir bevorzugen stattdessen Gold zur Portfoliodiversifizierung. Der breit angelegte Aktienabverkauf hat Möglichkeiten geschaffen, bestimmte Sektoren zu erschließen, wobei Selektivität entscheidend ist. Wir schätzen weiterhin US-Technologie, die vom Ausbau und der Einführung von KI profitiert. Wir bevorzugen auch globale Banken. Dazu gehören US-Banken angesichts des Spielraums für Deregulierung, auch wenn die Wirtschaft darunter leiden könnte. Wir schätzen auch Banken in Europa (höhere Zinsen im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau) und Japan (stärkeres Kreditwachstum).

Kurz zusammengefasst: Viele verschiedene Entwicklungen sind denkbar. Daher steuern wir die kurzfristige Unsicherheit, indem wir die wirtschaftlichen Regeln verfolgen, die die Handelspolitik prägen werden. Wir bevorzugen US-Aktien als Anlagemöglichkeit für KI-Investitionen und bleiben in Europa.selektiv und sehen vereinzelte Chancen beispielsweise im Banken- und Verteidigungsbereich. US-Staatsanleihen sind untergewichtet.

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