Die USA haben ihre länderspezifischen „reziproken“ Zölle auf alle Länder außer China für 90 Tage ausgesetzt und einige wichtige Technologieimporte davon ausgenommen.1 Diese Zölle sollen Verhandlungsspielraum gegenüber Ländern schaffen, mit denen die USA Handelsdefizite aufweisen, und Ungleichgewichte abbauen. Wir gehen davon aus, dass die US-Zölle die Inflation verstärken. Anhaltende Unsicherheit erhöht das Rezessionsrisiko. Sie könnte Unternehmensinvestitionen belasten und längerfristige Verpflichtungen verzögern. Die Konsumausgaben könnten durch Vermögens- und Realeinkommensverluste beeinträchtigt werden. Das geschwächte Vertrauen in die USA könnte das Interesse ausländischer Investoren an US-amerikanischen Vermögenswerten dämpfen.
Wie wird sich die Rolle von US-Staatsanleihen in Portfolios entwickeln? Wir haben schon lange mit strukturell höheren Zinsen gerechnet. Der jüngste ungewöhnliche Anstieg der Renditen von Staatsanleihen im Zuge des Rückgangs von US-Aktien und des Dollars deutet auf den Wunsch nach einer höheren Risikokompensation hin und hat dieses fragile Gleichgewicht deutlich in den Fokus gerückt.
Die USA weisen hohe Haushaltsdefizite und eine hohe Verschuldung auf, von denen etwa 25 % von ausländischen Investoren gehalten werden, wie Daten des US-Finanzministeriums zeigen.2 Spielt hier eine ökonomische Regel eine Rolle? Das Leistungsbilanzdefizit kann nicht ohne einen entsprechenden Rückgang der Auslandsfinanzierung reduziert werden. Durch das Bestreben, das Handelsdefizit schnell zu reduzieren, wird es den USA schwerer fallen, ihre Schulden zu finanzieren, insbesondere wenn unvorhersehbare Zollverhandlungen das Vertrauen ausländischer Investoren beeinträchtigen. Dies deutet auf höhere Anleiherenditen und Schuldendienstkosten hin und stellt die Haushaltsarithmetik auf den Kopf.
Eine weitere Regel? Globale Lieferketten können sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln, lassen sich aber nicht ohne erhebliche Störungen schnell umstellen. Zölle erhöhen nicht nur die Kosten, sondern können auch den Zugang zu wichtigen Rohstoffen einschränken und möglicherweise die Produktion zum Erliegen bringen. Das birgt das Risiko einer Wachstumsverlangsamung oder einer Rezession mit hoher Inflation, genau wie in der Pandemie. Bei dem Versuch, die Handelsdefizite schnell zu reduzieren, stoßen die USA auf diese ökonomischen Regeln. Dies scheint bereits mit dem jüngsten schnellen Ausverkauf der Staatsanleihen und den Zollbefreiungen für Elektronikprodukte geschehen zu sein, um die offensichtlichsten Störungen der Lieferketten zu vermeiden.