GLOBALER ANLAGEAUSBLICK 2023 – 2. QUARTAL 2023

Auf den Punkt gebracht von Ann-Katrin Petersen, Senior Kapitalmarktstrategin bei BlackRock, CFA

DAS NEUE HANDBUCH IN DER PRAXIS

In unserem Ausblick zur Jahresmitte 2022 hatten wir festgestellt, dass ein neues Marktregime begonnen hat. Dies hat sich an vielen Stellen bestätigt – bei hartnäckiger Inflation und wackligem Wachstum, bei einbremsenden Zentralbanken, der Abkehr vom Niedrigzinsumfeld an den Anleihemärkten und schwankungsreichen Börsen.

1. DEN SCHADEN EINPREISEN

Seit einigen Wochen ist kaum mehr zu übersehen, dass der in Umfang und Geschwindigkeit aggressivste Straffungszyklus der US-Notenbank seit 1980-81, als die Fed versuchte, die große Inflation der 1970er-Jahren zu zähmen, Bremsspuren in der Wirtschaft und Risse im Finanzsystem verursacht.

Zwar rückt der Leitzinsgipfel allmählich in Sichtweite. Anders als von vielen Marktteilnehmern erwartet dürften die Zentralbanken diesmal nicht mit zügigen Zinssenkungen zu Hilfe eilen, sobald das Wachstum schwächelt. Erst wenn die geldpolitischen Bremsspuren spürbarer zutage treten, dürften weitere Zinsanhebungen ausbleiben, wobei die Inflation dann immer noch oberhalb des 2%-Ziels stehen dürfte.

Die entscheidende Frage ist: Wieviel von alledem hat der Markt schon vorweggenommen? „Den Schaden einpreisen“ ist deshalb unser erstes zentrales Investmentthema für das Jahr 2023, und um es kurz zu machen: Wir denken, dass insbesondere die Aktienmärkte in den USA und in Europa die „vorprogrammierte“ Rezession noch nicht hinreichend abbilden. Erst wenn wir glauben, dass dies der Fall ist, werden wir auch unsere Risikopositionierung wieder positiver gestalten. Wir bevorzugen taktisch, d.h. mit Blick auf die kommenden sechs bis zwölf Monate, Aktien aus den Schwellenländern. Chinas kraftvoller Neustart wird unseres Erachtens das Gewinnwachstum in Schwellenländern ankurbeln. Die Situation für Unternehmensanleihen hat angesichts der verschärften Kreditkonditionen eingetrübt. Allerdings bietet das Investment-Grade-Segment aus unserer Sicht immer noch attraktive Renditen, insbesondere bei auf Euro lautenden Unternehmensanleihen.

2. VERÄNDERTER BLICK AUF ANLEIHEN

Das neue Investmentregime erfordert auch einen veränderten Blick auf Anleihen, unser zweites Thema. Anleger werden nach einer langen Durststrecke nun mit höheren Renditen bei Anleihen belohnt, insbesondere bei kurzlaufenden Staatsanleihen. Dagegen halten wir an unserer Einschätzung fest, dass eine anhaltend hohe Inflation die länger laufenden Staatsanleihen davon abhalten wird, ihre traditionelle Rolle als Portfoliogegengewicht zu spielen. Anleger werden höhere Laufzeitprämien verlangen, sobald sie zum Schluss kommen, dass die Zentralbanken die Inflation nicht auf das Zielniveau von 2% herunter zwingen werden. Auch die beträchtliche Staatsschuldenlast im Zuge der Pandemie und knappere Liquiditätsbereitstellung der Notenbanken (Bilanzabschmelzung – „Quantitative Tightening“) an den Anleihemärkten dürfte für sich genommen die Rückkehr der Laufzeitprämien begünstigen und die Langfristrenditen nach oben treiben. Dagegen haben wir im ersten Quartal Schwellenländeranleihen in Lokalwährung heraufgestuft. Wir halten Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern für widerstandsfähiger bei strafferen Finanzierungsbedingungen in den Industrieländern.

3. LEBEN MIT HÖHERER INFLATION

Und damit sind wir auch beim dritten großen Thema unseres Ausblicks: Leben mit höherer Inflation. Auch wenn die (Gesamt-)Inflationsraten in den USA und Europa ihre Höhepunkte bereits im vergangenen Jahr überwunden haben und in den kommenden Monaten ihren Sinkflug fortsetzen sollten, etwa bedingt durch Basiseffekte bei Energiepreisen, dürften strukturelle Veränderungen für längerfristig höhere Inflation sorgen, darunter die Alterung der Gesellschaft, die grüne Transformation und eine Neusortierung globaler Handelsströme. Der unterliegende Inflationsdruck, gemessen an den Kerninflationsraten, dürfte hartnäckig oberhalb der Vorpandemieniveaus verharren. Aus diesem Grund bleiben wir dabei, inflationsgeschützte Anleihen sowohl taktisch als auch strategisch überzugewichten.

FAZIT

Insgesamt erfordert das neue Investmentregime also auch ein aktualisiertes Anlagedrehbuch. Es erfordert einen häufigeren Blick ins Depot und gegebenenfalls Anpassung der Balance zwischen Risikoappetit und dem, was der Markt bereits eingepreist hat. Dabei wird erforderlich sein, noch granularer zwischen Sektoren, Regionen und Unterabteilungen von Anlageklassen zu differenzieren, statt wie bisher auf breite Positionierungen zu setzen.


DOWNLOAD: MAKRO-UPDATE

Möchten Sie noch mehr zu diesem Thema erfahren? Dann lesen Sie das iShares Makro-Update für das 2. Quartal 2023.

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