Seit einigen Wochen ist kaum mehr zu übersehen, dass der in Umfang und Geschwindigkeit aggressivste Straffungszyklus der US-Notenbank seit 1980-81, als die Fed versuchte, die große Inflation der 1970er-Jahren zu zähmen, Bremsspuren in der Wirtschaft und Risse im Finanzsystem verursacht.
Zwar rückt der Leitzinsgipfel allmählich in Sichtweite. Anders als von vielen Marktteilnehmern erwartet dürften die Zentralbanken diesmal nicht mit zügigen Zinssenkungen zu Hilfe eilen, sobald das Wachstum schwächelt. Erst wenn die geldpolitischen Bremsspuren spürbarer zutage treten, dürften weitere Zinsanhebungen ausbleiben, wobei die Inflation dann immer noch oberhalb des 2%-Ziels stehen dürfte.
Die entscheidende Frage ist: Wieviel von alledem hat der Markt schon vorweggenommen? „Den Schaden einpreisen“ ist deshalb unser erstes zentrales Investmentthema für das Jahr 2023, und um es kurz zu machen: Wir denken, dass insbesondere die Aktienmärkte in den USA und in Europa die „vorprogrammierte“ Rezession noch nicht hinreichend abbilden. Erst wenn wir glauben, dass dies der Fall ist, werden wir auch unsere Risikopositionierung wieder positiver gestalten. Wir bevorzugen taktisch, d.h. mit Blick auf die kommenden sechs bis zwölf Monate, Aktien aus den Schwellenländern. Chinas kraftvoller Neustart wird unseres Erachtens das Gewinnwachstum in Schwellenländern ankurbeln. Die Situation für Unternehmensanleihen hat angesichts der verschärften Kreditkonditionen eingetrübt. Allerdings bietet das Investment-Grade-Segment aus unserer Sicht immer noch attraktive Renditen, insbesondere bei auf Euro lautenden Unternehmensanleihen.